Der aus der englischen Sprache stammende Begriff „work-life-balance” steht für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Arbeits- und dem Familienleben. Gemeint ist das Erreichen eines Zustandes, in dem sich die beruflichen und die privaten Interessen in einem harmonischen Gleichgewicht befinden. Damit hat die hinter dem Begriff „work-life-balance“ stehende Idee auch erhebliche Bedeutung für einen gesunden Schlaf. Wer in der Lage ist, diese beiden Lebensbereiche vernünftig miteinander zu verbinden, setzt wichtige Voraussetzungen für eine Nacht ohne Schlafstörungen.
Das Verschwimmen von Arbeits- und Privatleben
Arbeit bedeutet für die meisten Menschen nichts anderes als die Notwendigkeit, eigene Fähigkeiten und eigenes Wissen zum Zweck des Geldverdienens und damit zur Absicherung des Lebens- und Familienunterhalts einzusetzen. Dabei wird das eigene Arbeitsumfeld von vielen Menschen nicht ohne Grund mit zum Teil erheblichem Stress in Verbindung gebracht. Durch die globale Vernetzung müssen Arbeitsaufgaben heute schneller erledigt werden als noch vor ein paar Jahren. In vielen Bereichen der Wirtschaft ist ein Arbeiten ohne zum Teil erheblichen Termindruck nicht mehr denkbar. Kunden erwarten heute eine schnellstmögliche Bearbeitung Ihrer Wünsche und Bestellungen. Gelingt dies nicht, wandert die Klientel weiter. Dies alles führt dazu, dass der Termindruck sowohl auf den Führungskräften als auch auf den einzelnen Projektbearbeitern lastet. Im Ergebnis erbringt ungefähr die Hälfte der Arbeitnehmer ihre Aufgaben während der Arbeitszeit unter permanentem Zeitdruck.
Doch damit nicht genug. Durch Internet und Mobiltelefone sind viele Mitarbeiter auch nach der eigentlichen Arbeitszeit noch erreichbar. Dies führt dazu, dass Arbeitszeit und Privatleben immer mehr miteinander verbunden werden und ohne Abgrenzung ineinander übergehen. Das Prüfen des beruflichen E-Mail-Kontos am Abend oder längere Telefongespräche über berufliche Themen mit Kollegen oder gar dem Vorgesetzen sind nur zwei Beispiele dafür. Vielfach kommen noch schriftliche Ausarbeitungen hinzu, die wertvolle Freizeit in den Abendstunden vor dem Komputer bindet. Dabei bleibt fast automatisch immer weniger Zeit für die Aktivitäten, die aus gesundheitlichen Gründen für den Stressausgleich notwendig sind sowie für all das, was unserem Leben mehr Qualität und Freude beschert. Hierzu zählen vor allem Freizeitbeschäftigungen wie Sport, das Nachgehen des eigenen Hobbys sowie Zeit für Familie und auch Freunde.
Im Focus: der eigene Tagesablauf
Singles haben es einfacher. Zumindest wenn es um die Organisation des eigenen Tagesablaufs geht. Wer Kinder vor seiner Arbeit zur Schule oder zum Kindergarten bringen muss, der kennt die Stresspotentiale, die sich hier einstellen können. Mal sind trotz gegenteiliger Beteuerungen am Vorabend die Schultaschen nicht fertig gepackt, mal schmeckt das Frühstück nicht, ein anderes Mal sind die am Abend zuvor bereit gelegten Sachen zum Anziehen über Nacht spurlos verschwunden. Gründe für sich bereits am Morgen aufbauenden Stress gibt es viele. Wenn dann noch Zeitdruck hinzukommt, weil der Nachwuchs zur ersten Stunde in der Schule sein muss und sich auf den sonst freien Wegen zur Schule und zur Arbeit Staus gebildet haben, dann fängt dieser Tag nicht wirklich gut an.
Während der eigentlichen Arbeitszeit sieht es meist nicht viel besser aus. Jeder will etwas von einem, mal die Kollegen, mal der Vorgesetze, ein anderes Mal die Kundschaft. Für jeden ist die an uns herangetragene Fragestellung so wichtig, dass alle eine sofortige Lösung erwarten. Häufig führt dies dazu, dass die eigentlich zu erbringenden Aufgaben nicht während der Arbeitszeit erfüllt werden können und wir diese Dinge mit nach Hause nehmen.
Dort erwartet uns dann nicht selten der Nachwuchs, der mit uns entweder Hausaufgaben erledigen will oder noch zum Sprachunterricht oder anderen zusätzlichen Aktivitäten gebracht werden muss. Meistens sind es jedoch beide Verpflichtungen, die zu erfüllen sind. Danach bleibt dann unter der Woche lediglich Zeit zum Abendessen und zur Vorbereitung auf den nächsten Tag. Wenn dann noch zusätzlich nicht erledigte berufliche Themen im Kopf kreisen oder E-Mails zu beantworten sind, kann von Erholung keine Rede sein. Geschweige denn von einer erfüllten Freizeit.
Das Dargestellte zeigt, dass das im Verlauf des Tages Erlebte nicht ohne Einfluss auf unseren Schlaf bleiben kann. Im Gegenteil. Vieles von dem, was wir im Verlauf des Tages erleben und unternehmen, beeinflusst die Länge und die Qualität des Schlafes. Sehr häufig dehnt sich das Zeitschema des gewöhnlichen Arbeitstages auch auf das darauf folgende Wochenende aus. Die Folge: übermäßig viele beruflich motivierte Tätigkeiten, zu wenig bis gänzlich fehlende Freizeit, schlechter Schlaf.
Wo bleibt die Entspannung?
Ideal wäre es, neben der täglich für den Job aufzubringenden Zeit noch genügend Freiraum für eigene Interessen und Angelegenheiten zu haben. Und dies nicht nur, weil das Leben nicht nur aus Arbeit besteht, sondern auch und vor allem aus gesundheitlichen Gründen.
Der menschliche Organismus ist nicht darauf ausgelegt, sein Leben fast ausschließlich im Stressmodus zu verbringen. Stress verursacht einen beschleunigten Herzschlag, angespannte Muskeln und einen höheren Blutdruck. Diese körperlichen Reaktionen waren in der grauen Vorzeit erforderlich, um vor Feinden zu fliehen oder um die Jagdbeute zu verteidigen. Nach der Flucht oder der Abwehr von Nahrungskonkurrenten verschwanden diese Reaktionen wieder. Der Körper erholte sich und war für die nächste Flucht oder den folgenden Kampf gerüstet.
In der Gegenwart müssen wir nicht mehr vor gefährlichen Gegnern fliehen oder unsere Nahrungsvorräte verteidigen. Dennoch reagiert unser Körper in Situationen, die wir bewusst oder unbewusst als kritisch und unsicher einstufen (z. B. Stress in der Arbeit, Konkurrenzsituationen im Arbeitsleben, Geldsorgen), ähnlich wie in längst vergangenen Zeiten. Mit einem Unterschied. Während es für unsere Vorfahren überlebenswichtig war, sich nach Stresssituationen zu erholen, unterschätzen heute viele Mitmenschen die Bedeutung der Entspannung. Die Folgen sind Schlafstörungen und weitergehende gesundheitliche Probleme.
Sind Änderungen zum Positiven möglich?
Wer den sich aus dem Arbeits- und dem Familienleben ergebenden täglichen Anforderungen ohne gesundheitliche Einbuße gerecht werden will, der sollte sich in erster Linie mit den Stressfaktoren auseinandersetzen, die der Alltag bereit hält. Schlafstörungen werden nicht durch die kurz- oder mittelfristige Einnahme von schlaffördernden Arzneimitteln gelöst. Letztere behandeln nur die Symptome und täuschen dem Betroffenen für eine Weile vor, die Einschlaf- oder Durchschlafstörungen im Griff zu haben.
Deshalb sollte sich zunächst der eigene Tagesablauf bewusst gemacht werden. Neben den sich im Arbeitsleben einstellenden Stresssituationen gibt es vor der Fahrt zur Arbeit und nach der Rückkehr noch erhebliches Potential der Verbesserung. Hierzu zählen eine Vorbereitung auf den nächsten Tag, die nach dem Aufstehen nichts dem Zufall überlässt. Zur Gewohnheit sollte es werden, sich am Abend nicht mehr mit beruflichen Dingen zu befassen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, droht in der Regel kein Weltuntergang, wenn bestimmte E-Mails erst am nächsten Tag bearbeitet werden. Dies bringt unter der Woche etwas mehr Zeit für die Familie, was insbesondere die Kinder erfreuen dürfte.
Darüber hinaus sollte das Wochenende zum größten Teil frei von beruflichen Tätigkeiten sein. Eine gelungene Freizeitgestaltung, die mal mit der gesamten Familie erlebt wird und sich ein anderes Mal ausschließlich dem eigenen Hobby widmet, ist die ideale Voraussetzung für einen langfristig spürbaren Ausgleich zum Stress im Arbeitsleben. Dabei gibt es viele Möglichkeiten für Freizeitbeschäftigungen mit der Familie, insbesondere mit Kindern. Dies kann in einem Tagesausflug in einen Freizeitpark bestehen, genauso gut wie das Verbringen eines verlängerten Wochenendes in der Natur.
Auch Reisen tragen dazu bei, die Anspannung des Alltags auszugleichen. Urlaubsreisen sollten dabei im Rahmen des Machbaren so vorbereitet und organisiert werden, dass ein Erholungseffekt auch tatsächlich eintreten kann. Die räumliche Entfernung zum eigentlichen Wohn- und Arbeitsort kann dann auch dazu beitragen, die eigenen Lebensumstände einmal genauer zu betrachten. Häufig finden sich dann Lösungen, auf die wir im Alltag nicht gekommen sind.